mache die Ohren zu damit Angst und Panik nicht mehr in mein Hirn kriechen

Sonntag

warme Luft umspielt meine Füße und durchbricht die eiskalte Nachtluft um mich. der Sekt, den ich schon seit gefühlten zwei Stunden mit mir rumtrage schmeckt warm und fade, trotzdem hebe ich die Flasche immer wieder aufs neue an meine Lippen. meine Augen mustern die glühenden Kohlen und der Geruch von Zigaretten und Lagerfeuer hängt in meinem Lieblingspulli fest. Dunkelheit läuft von den Bäumen wie Honig, verschluckt jedes Geräusch durchbrochen von dem Gröhlen meiner feiernden Freunde. "dir gehts nicht gut." ich muss lachen über deine süße Aussage. "doch mir gehts gut." du lächelst ironisch "sicher? warum bist du traurig?" ein winziges Lächeln umspielt meine Lippen, meine Wangen sind noch feucht, Blut klebt an meinem Handgelenk. deine Stimme klingt sanft, normalerweise kannst oder willst du über sowas doch nie reden "das weißt du, außerdem gehts mir immer gut, muss es doch auch oder?" ich schaue dich kurz an, die Flammen werfen tiefe Schatten über dein Gesicht, warum siehst du nur in letzter Zeit immer so fertig aus. "also gehts dir nicht gut." du senkst den Kopf und siehst von unten grinsend in meine Augen. mein festgeklebtes Lächeln ersetzt alle Bemühungen fröhlich auszusehen "lass gut sein" winke ich ab, verstecke meine Hände in den Taschen meines Pullis. "du zitterst ja" lachend schaue ich auf deine wackelnden Beine neben mir. "nee ich mach Muskelkontraktionstraining" dein typischer sarkastischer Unterton treibt mir ein Grinsen ins Gesicht "komm her Spinner" meine Arme schlingen sich um deine Taille und mein Kopf ruht auf deiner Schulter. meine Hände finden ihren gewohnten Platz an deinen Hüftknochen die ich so liebe. wie immer. mein Kopf fühlt sich nüchtern an, meine Gedanken benehmen sich nicht so. glücklich.verwirrt.traurigundkaputt.verzweifelt.unbesiegbar. süßer, stechender Rauch erfüllt meine Lungen, vermischt sich mit diesem süchtig machenden Geruch deiner Haut. ich weiß nicht mehr wie lange wir dort saßen.
"Lex, wir wollen los!" Arthurs lallende Stimme schallt über den Platz, eindeutig an mich gerichtet. "ich glaub ich geh dann jetzt mal" ein Lachen zurück haltend drücke ich dir einen Kuss auf die Wange als ich aufstehe. ich will loslaufen als sich deine Finger um mein Handgelenk schließen, mich fest halten und hindern weiterzugehen. ich drehe mich um, stehe dir gegenüber "was ist denn?" du ziehst mich zu dir, schaust mich an - und küsst mich. mein Puls dröhnt in meinem Kopf als ich scharf die Luft einatme und sich deine Lippen immer wieder auf meine legen. mein Kopf ist vollkommen leer. klaffende Wunden entstehen in meinem Netz aus Ignoranz, Arroganz und Herzlosigkeit. deine Hände legen sich um mein Gesicht, ziehen mich noch enger an deines, wollen mich nicht gehen lassen. gegen meinen Willen löse ich mich von dir, hauche dir ein "tschüss" auf die Lippen, drehe mich um und gehe. ich muss hier weg. meine Ohren rauschen und Hoffnung gemischt mit unendlicher Verzweiflung tropft in den Pool aus Alkohol in meinem Kopf.

3 Kommentare:

  1. du bist irgendwie süß, weißte das?
    aber ich bin doch schuld, das ist es doch!

    und, oh mein gott, der text ist 1. wundervoll geschrieben, ich liebe die art, wie du mit worten umgehst! und 2. ist der inhalt auch wirklich schön. wie ist's denn weitergegangen?

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  2. er tut mir nicht weh, er versucht es doch auch, dass wir's wieder hinkriegen. denke ich. zumindest ist er eigentlich immer lieb zu mir, bis auf einige ausnahmen, aber das ist dann auch immer nur so, weil er sauer auf mich ist. und ich benehme mich ja auch immer öfters wie'n arschloch ihm gegenüber...

    dankeschön!
    keine kinderkacke, sowas einfaches kann manchmal einfach unheimlich kompliziert sein. ich sag es ja nur ungern, da ich in dieser hinsicht genauso stur bin wie du, aber wenn du (oder er) nicht endlich den ersten schritt mach(s)t, wird das niemals werden.

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  3. ja, schon...

    immerhin regelt ihr's. und der post hier zeigt ja, dass ihr fortschritte macht.

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