Um dein Lächeln wehte schon ein eisiger Wind ich schaute einmal zu oft hin und wurde blind

Freitag

total verschlafen öffne ich meine Augenlider einen Spalt, linse über die dicke Bettdecke hinweg in Richtung Fenster. gräuliches Licht zwängt sich durch kleinste Öffnungen, bildet glitzernde Rinnsale auf dem Boden. dein Arm schlingt sich Fester um meinen nackten Bauch und zwei sanfte Küssen fliegen auf meinen Nacken. überall an meinem Körper stellen sich  winzige Härchen auf als dein Atem immer wieder meine Haut trifft. vorsichtig drehe ich mich um und werde von einem Paar grüner Augen eingefangen. "hi" dein verschlafenes Säuseln ist das schönste Geräusch dass ich kenne. mit einem liebevollen Lächeln in den Zügen drücke ich meine Lippen auf deine, streiche einmal sanft über deine Wange. kämpfend grabe ich mich aus zig Decken und Kissen und halte am Bettrand kurz, schlachtmüde inne. meine Hände sammeln eins deiner Shirts vom Boden auf, ziehen es über meinen Kopf. meine Glieder sind unglaublich schwer als ich aufstehe, mit einem kurzen Blick zurück. dein Kopf hat sich schon längst wieder unter einer der Decken vergraben, was mir ein Grinsen übers Gesicht treibt. gähnend öffne ich meine Zimmertür, tapse in den lichtüberfluteten Flur ins Bad. der Blick in den Spiegel überrascht mich nicht, es ist das gleiche Bild, welches ich schon die letzten Tage gesehen hab, seitdem du hier bist. strahlende, dunkle Augen, zerzauste Haare, rote Wangen. mein Blick zuckt kurz nach links. deine Zahnbürste neben meiner. selbstverständlich. als gehörte es sich so. als wäre es schon immer so gewesen. und als würde es immer so bleiben. kein Bild hat mich jemals so glücklich gemacht.

seit du weg bist, ist es kalt. alles. deine Worte, die Wohnung, mein Bett. du hast mir seit Tagen nichts mehr zu sagen und ich weiß nicht warum. ich schlafe schlecht wenn du nicht neben mir liegst. ich fühle mich schrecklich wenn niemand um mich herum ist. aber ich bin zu müde um raus zu gehen. Essensreste türmen sich auf dreckigen Tellern zu Schlössern, die Rolläden bleiben die ganze Zeit unten, Vodka ist wieder mein bester Freund. zeitweise verschwimmt alles in jauchzender, stinkender Euphorie, solange angestaut bis sie sich über der Kloschüssel entleert. meine Eltern werden mich umbringen, wenn sie morgen heim kommen.
das war so alles nicht geplant. gottverdammt das war so nicht geplant!
das Mädchen im Spiegel hat dunkle, blutunterlaufene Augen. nass und schwarz. keine roten Wangen, blasse Haut umrahmt von einer zerbrochenen Krone aus verfilztem, stumpfen Haar.

deine Zahnbürste steht immer noch neben meiner, in dem grünen Plastikbecher neben dem Waschbecken.
du hast sie hier vergessen. genauso wie mich

1 Kommentar:

  1. oh mein gott schatz, ich würde grade am liebsten weinen, weil ich so mitfühle mit dir. ich kenn keine die ein gefühl so gut auf den punkt bringen kann und wirklich jeden einzelnen moment so festhalten kann, dass man am ende denkt, man wär selbst da gewesen. und es tut mir so fucking leid für dich, dass diese leere immer wieder kommt wenn er weg ist. so sollte es nicht sein. aber ich glaube genau das ist es was passiert, wenn man jemandem sein herz schenkt. verdammt, fühl dich umarmt und geküsst und du bist nicht allein, auch wenns sich vielleicht so anfühlt gerade

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