und all die Widersprüche totschweigen.

"weißt du was mich am meisten anpisst? du kannst keinem Menschen mehr vertrauen" mit zusammengebissenen Zähnen rotzt Micky die Worte vor meine  Füße. ich asche meine Zigarette in das kleine Vodkaglas vor mir ab, lausche dem abrupten Zischen, die Hinterbleibsel einer guten Nacht. ich kann ihren schemenhaften Schatten in der Dunkelheit vor mir erkennen, lege meinen Kopf aufmerksam auf die Seite. "ich verstehs einfach nicht, und ich weiß auch nicht ob es noch ein Paar gibt was sich nicht betrügt. ich mein, ich kenne nichts selbstsüchtigeres. es ist auch nicht der Punkt dass man das dann aus Lust macht, der mich stört, sondern einfach dass der jenige nicht darüber nachdenkt was er dadurch mit dem anderen anstellt. du zerstörst den anderen vollkommen, sein Vertrauen in Menschen aber kann dir ja egal sein, hauptsache du hast deinen Spaß." entnervt kramt sie mit zitternden Händen nach ihrer Marlboro- Schachtel, steckt sich die mittlerweile schon dritte Kippe nacheinander an. "ich versteh was du meinst." die kalte Nachtluft droht mir die Kehle zuzuschnüren. "Nils hat mich nie betrogen, aber er hat mich aufgegeben. das ist das einzige was ich ihm ankreide." Micky schaut mich an, mustert mein Gesicht. ich lächle und scheitere. "wie gehts dir eigentlich?" ihre Frage kommt unerwartet. später werden wir im Wasserbett liegen, Mitten im Leben schauen und Pudding in uns rein stopfen. weinend aber glücklich bis halb sechs morgens.
ich denke kurz nach bevor ich antworte. schaue auf den glimmenden Fleck den ihre Zigarette im schwarzen Meer von Dunkelheit hinterlässt.
"es passt schon irgendwie"